Der Bikergruß

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Damerl
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Registriert: Mi 25. Mär 2009, 20:25
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Der Bikergruß

Beitrag von Damerl »

Polofahrer grüßen einander nie. Omegafahrer grüßen einander nie.
Doch fahren zwei Alfa-Romeo-Fahrer aneinander vorbei, heben sie auffallend lässig einen Finger der linken Hand. Wer eine ''Ente'' fährt, grüßt andere Entenfahrer, indem er aufgeregt mit der Frischluftklappe wackelt. Selbst Lkw-Fahrer kleben sich manchmal eine hin und her pendelnde rote Plastikhand an die Windschutzscheibe.
Wer sich im Autoverkehr als exquisite Minderheit empfindet, grüßt die Angehörigen seiner exquisiten Minderheit. Die höchstentwickelte Grußkultur aber findet man unter Motorradfahrern.
Die Ursprünge des Motorradgrußes reichen bis in die Steinzeit zurück.
Motorradfahrer waren damals außerordentlich rar. Es gab kaum befestigte Straßen, und die Räder waren noch aus Stein. Nur ganz harte Kerle vertrugen die Strapazen des Motorradfahrens. Begegneten sich zwei dieser Kerle, hielten sie an, stiegen ab und zeigten einander die geöffneten Hände, um zu demonstrieren, dass sich kein Faustkeil darin verbarg. So wurde der Motorradgruß erfunden.

Unter ähnlich harten Bedingungen sind heute nur noch die Winterfahrer unterwegs. Motorradfahrer sind entweder Winterfahrer oder Weicheier. Weicheier trifft man im April im Straßenverkehrsamt an, wo sie ihre stillgelegten Maschinen wieder anmelden.
Winterfahrer dagegen fahren durch. Ihre Zahl ist klein. Treffen sich zwei Winterfahrer, ist die Freude groß. Sie heben dann so freudig und ausgiebig die Hände, dass sie vom Motorrad zu stürzen drohen. Von April an grüßen Winterfahrer nicht mehr. Winterfahrer grüßen keine Weicheier.

Das Motorradgrüßen ist stark reglementiert und wird von Anfängern zu Recht als sehr kompliziert angesehen. Es ist umlagert von allerlei Ge- und Verboten. Das bekannteste Verbot lautet: Grüße nie, nie!, ein Einspurfahrzeug, das weniger als hundert Kubikzentimeter Hubraum hat. So etwas ist kein Motorrad!

Wer fahrlässig Motorroller, Mofas, Mokicks, Kleinkrafträder oder Leichtkrafträder grüßt, verliert sein Gesicht und insbesondere jegliche Selbstachtung. Da dem Anfänger alles, was zwei Räder und einen Motor hat, von vorn betrachtet, ähnlich vorkommt, bereitet ihm dieses Verbot die größten Schwierigkeiten.
Ein Spezialfall: Oldtimer. Oldtimer werden grundsätzlich freudig und bewundernd gegrüßt, unabhängig vom Hubraum. Oldtimer werden meist von technisch versierten älteren Fahrern gefahren, sogenannten ''alten Schraubern''. Solchen wird Respekt gezollt.

Trifft man alte Schrauber, wartet man, ob sie grüßen. Von Frühling bis Herbst grüßen viele nicht, weil sie Winterfahrer sind.
Weil das korrekte Grüßen so schwer ist, sollten Anfänger nie voreilig von sich aus grüßen.

Ungeregelt und darum praktisch nicht existent ist die Motorradgrußkultur auf der Autobahn. Nicht einmal erfahrene Motorradfahrer können sagen, ob man entgegenkommende Motorräder über sechs Spuren und einen Grünstreifen hinweg grüßen muss.
Fahrtechnisch problematisch wird das Grüßen beim Überholen. Die klassische Grußhand, die Linke, wird vom Überholten nicht gesehen. Grüßt man mit der Rechten und nimmt dazu die Hand vom Gasgriff, bremst die Maschine ab - fatal beim Überholen.

Absurde Verrenkungen sind auf unseren Autobahnen zu beobachten, wenn Motorradfahrer versuchen, mit der Linken vorn am Körper vorbei nach rechts zu grüßen. Uneingeweihte Autofahrer tippen auf Heuschreckenschwärme oder Unterarmkrampf. Der Autobahngruß ist eben gerade mal so jung wie die Autobahn und kennt kaum Traditionslinien.

Zu Konflikten kommt es auch, wenn man den deutschen Grußkulturraum verlässt. So sind deutsche Motorradfahrer in Italien verwirrt und erbost, weil dort partout niemand gegrüßt wird. Nicht einmal ein alter Schrauber. Die Erklärung: Der ''italienische Gruß'' besteht in einem für unser Auge nicht wahrnehmbaren Zucken des linken kleinen Fingers. Solche Missverständnisse führen zu dem Vorurteil, italienische Motorradfahrer seien unfreundlich und arrogant. Ein Desiderat der Grußkulturforschung!

In Deutschland gilt das minimalistische ''italienische Grüßen'' als verpönt. Man verachtet das furchtsame Festhalten am Lenker. Diese Haltung ist nicht unproblematisch. Wenn man beim Auto die Hand vom Lenkrad nimmt, fährt es geradeaus weiter. Lässt der Motorradfahrer den Lenker los, fällt die Maschine über kurz oder lang um. Besonders in Kurven. Ganz besonders beim sogenannten ''Heizen'', dem enorm schnellen Fahren. Der ''Heizergruß'' in extremer Schräglage (ein Knie berührt den Asphalt) gilt als sehr riskant. Er wird allgemein als Nachweis hoher Fahrkunst angesehen. Wer diese Kunst nicht beherrscht und dennoch ausübt, riskiert seinen letzten, den sogenannten ''goldenen Gruß''.

(C) DIE ZEIT Nr.31 vom 26.Juli 1996


18 Gründe, warum ein Harley Fahrer nicht grüßt
- Die Garantie erlischt, wenn er nicht-amerikanischen Produkten zuwinkt
- Mit dem dicken Leder und den Nieten kriegt er den Arm nicht hoch
- Er grüßt prinzipiell keine Fahrer, die ihr Motorrad schon voll bezahlt haben
- Er hat Angst, dass der Lenker abvibriert, wenn er ihn loslässt
- Der Fahrtwind könnte die neuen Tätowierungen am Arm wegblasen
- Er braucht 'ne Ewigkeit um nachher wegen der Vibrationen den Griff wieder zu fassen
- Er kann nicht unterscheiden, ob der andere grüßt oder sich die Ohren zuhält
- Er hat wegen der Vibrationen einen Klettverschluss zwischen Lenkergriff und Handschuh
- Er hat gerade im Wirtschaftteil der Zeitung entdeckt, dass Honda zu 60 Prozent an Harley beteiligt ist
- Seit der Zwangsversteigerung seiner letzten Harley hasst er alle Leute, die Hände heben
- Die Rolex könnte nass werden
- Die linke Lenkerhälfte könnte geklaut werden
- Die linke Lenkerhälfte wurde bereits geklaut und er hält sich am Tacho fest
- Der ganze Lenker wurde bereits geklaut und er betet einen Rosenkranz
- Er braucht beide Hände um mit den Fingern die nächste Rate abzuzählen
- Er poliert gerade den Luftfilterdeckel
- Er ist total stinkig, weil ein Fremder seiner Sozia zuwinkt
- Er würde gern der knackigen Fahrerin zurückwinken, aber die Sozia hält ihm den Arm fest


15 Gründe, warum ein Goldwing Fahrer nicht grüßt
- Laut Honda Fahrer-Handbuch darf er den Lenker erst loslassen, wenn das Motorrad steht, der Zündschlüssel abgezogen, der Hauptständer herausgeklappt und das Radio ausgeschaltet ist
- Auf dem Armaturenbrett ist kein Knopf für ''vollautomatisches Zurückwinken''
- Er ist gerade eingeschlafen
- Er kriegt den Arm wegen Altersschwäche nicht mehr hoch
- Er hat übers Handy eine Konferenzschaltung mit seinem Broker und der City-Bank
- Seine Sozia wickelt gerade das Baby auf dem Tank
- Er ist gerade mit Abzählen der Lämpchen am Christbaum beschäftigt
- Er sortiert momentan seine CD Sammlung
- Die Hand vor der Antenne stört den Fernsehempfang
- Er räumt gerade das Kaffeegeschirr in den Spüler
- Wegen seines Alzheimers weiß er anschließend nicht mehr, wohin mit der Hand
- Er findet nachher zwischen all den Knöpfen, Schaltern und Hebeln den Lenker nicht mehr
- Er wechselt gerade die Batterie vom Herzschrittmacher
- Er sucht gerade im Bordcomputer, was 'erhobene Hand eines fremden Motorradfahrers' bedeutet
- Er grüßt immer, aber wegen des Geraffels um den Lenker sieht keiner die Hand


10 Gründe, warum ein Superbike-Fahrer nicht grüßt
- Er hat sich soweit hinter seine Verkleidung zusammengefaltet, dass er nur noch den Instrumententräger vor sich sieht
- Wenn er jetzt die Finger hebt, dann verschlechtert das seine Aerodynamik und er wird 3 km/h langsamer
- Sein zum extragroßen Schaltblitz umgebauter Disco-Strobo blendet ihn
- Sein pechschwarzes Helmvisier ist 100% blickdicht und er fährt nach Gehör
- Er macht gerade einen Wheelie und sieht deswegen die Straße vor ihm nicht
- Er macht gerade einen Stoppie und sieht deswegen die Straße vor ihm nicht
- Er ist gerade damit beschäftigt, ungebremst in einen LKW, einen Baum oder eine Leitplanke zu knallen
- Er nähert sich der Lichtgeschwindigkeit. Dadurch wird seine Masse so groß, dass er seine Hand nicht mehr heben kann
- Er überholt dich eigentlich gerade. Doch er ist dabei so schnell, dass er anfängt, in der Zeit zurückzureisen
- Er ist durch die Beschleunigung seines Bikes kurzzeitig ohnmächtig geworden
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BMW_Klaus
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Registriert: Mi 25. Mär 2009, 18:26

Re: Der Bikergruß

Beitrag von BMW_Klaus »

Klasse :lol:
Reinhard
Beiträge: 184
Registriert: Mo 20. Apr 2009, 11:35
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Re: Der Bikergruß

Beitrag von Reinhard »

absolut genial so ist das leben Freunde
Rechtschaffenheit wird nie so geachtet wie Geld
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KDriver
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Registriert: Sa 28. Mär 2009, 00:15
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Re: Der Bikergruß

Beitrag von KDriver »

:lol: :lol: :lol:
KDriver...
BMW K1300R
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Re: Der Bikergruß

Beitrag von BMW K1300R »

:D
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Jeberwoki
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Wohnort: Düsseldorf

Re: Der Bikergruß

Beitrag von Jeberwoki »

Ich bin Winterfahrer :D Gott sei Dank! die schönsten Tage zum fahren sind im Winter!!!
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Zu schnell gibt es nicht, es gibt nur zu viel Verkehr.
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Biker-FJS
Beiträge: 278
Registriert: So 12. Apr 2009, 20:25

Re: Der Bikergruß

Beitrag von Biker-FJS »

so ist es, der Winter ist die schönste Zeit, da fahren nur die, welche es müssen oder absolut süchtig danach sind!

Ich bin süchig nach biken und wenn es kalt wird, suche ich den nächsten Shop um zu sehen welche Textilien mir bei der nächsten Fahrt den Spass erhalten!

PS Im Winter auch ohne Griffheizung oder Powärmer!

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Aber ich Grüße immer auch im April, zumindest die knackigen Fahrerinnen und süßen Sozias, wo der Po noch ganz auf die Bank passt! ;)

LG Frank
‹(•¿•)›

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